Phthalatersatzstoffe im Menschen: DINCH und DEHTP

Die Stoffe DINCH und DEHTP sind häufig genutzte Alternativen zu der Gruppe der Phthalatweichmacher. Auch sie werden im Menschen nachgewiesen.

Weichmacher werden eingesetzt, um Plastik weich und flexibel zu machen. Die größte Gruppe der als Weichmacher bezeichneten Chemikalien ist die Gruppe der Phthalate. Da mehrere Vertreter dieser Chemikaliengruppe aufgrund ihrer nachgewiesenen Toxizität und hormonellen Wirksamkeit in den letzten Jahren verboten und aus dem Verkehr gezogen wurden, ist der Bedarf an weniger schädlichen Alternativen hoch.

Beispiele für Phthalat-Substitute sind die Stoffe Hexamoll DINCH (1,2-Cyclohexandicarbonsäure di-isononylester) und DEHTP (Di(2-ethylhexyl) terephthalat). Sie gehören nicht zur chemischen Gruppe der Phthalate, besitzen aber ähnliche physikochemische Eigenschaften, die sie auch als Weichmacher verwendbar machen.

Bisher werden diese Alternativstoffe als weniger toxisch bewertet und kommen somit in vielen verbrauchernahen Produkten, wie Spielzeug oder Lebensmittelkontaktmaterialien, vor allem als Alternative für das regulierte Phthalat DEHP (Diethylhexylphthalat) zum Einsatz.

Der häufige Einsatz und die physikochemischen Eigenschaften dieser Verbindungen legen nahe, dass diese ähnlich wie die Phthalate auch aus den Produkten austreten können und die Allgemeinbevölkerung gegenüber ihnen exponiert ist.

Um diese These zu überprüfen wurden 24h-Urinproben der Umweltprobenbank (UPB) auf die Stoffe DINCH und DEHTP untersucht.

Die Belastung der Studierenden mit dem Ersatzstoff DINCH steigt seit ca. 2006 kontinuierlich an (siehe Abbildung 1 am Beispiel des DINCH Metaboliten OH-MINCH). Seit 2013 konnte DINCH in jeder untersuchten Probe nachgewiesen werden.

Seit 2013 konnte DINCH in jeder untersuchten Probe nachgewiesen werden.
Abb. 1: Konzentration des Hauptabbauproduktes von DINCH

 

Auch für den Stoff DEHTP konnte ab dem Jahr 2009 ein Anstieg der Belastung nachgewiesen werden (siehe Abbildung 2 am Beispiel des DEHTP Metaboliten 5cx-MEPTP ). Ab dem aktuellsten Untersuchungsjahr (2017) konnten auch DEHTP Metabolite in allen untersuchten Proben nachgewiesen werden.

Starker Anstieg der Belastung ab 2009.
Abb. 2: Konzentration des Hauptabbauproduktes von DEHTP in 24-h-Sammelurin von Studierenden in Münster

 

Die Daten zeigen einen sehr ähnlichen, wenn auch zeitlich leicht versetzten Verlauf. Dies spiegelt die immer weiter steigende Nachfrage der Phthalatersatzstoffe insbesondere im ursprünglichen Anwendungsbereich von Diethylhexylphthalat wider und bestätigen die oben aufgestellte These, dass auch die Verwendung von Alternativstoffen zu einer Belastung des Menschen führen.

Die aktuelle Belastung der untersuchten Studierenden ist sowohl für DEHTP als auch für DINCH® im Jahr 2017 noch weit unter den von der "Kommission Human-Biomonitoring" (HBM-Kommission) abgeleiteten HBM-I Werten und auch die von der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) abgeleitete tolerierbare tägliche Aufnahme wird nicht überschritten.

Zur Zeit besteht also kein akuter Handlungsbedarf zur Reduzierung der Exposition mit diesen Stoffen. Aufgrund des anhaltenden, starken Anstiegs in den letzten Jahren ist jedoch auch zukünftig Monitoring notwendig, um die weitere Entwicklung der Belastung zu verfolgen.

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Aktualisiert am: 12.01.2022

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