Cyclische Methylsiloxane in Fischproben
Fische sind insbesondere dort stark mit cyclischen Methylsiloxanen belastet, wo Industriebetriebe die Stoffe produzieren und verarbeiten.
Cyclische flüchtige Methylsiloxane sind in großen Mengen industriell hergestellte Chemikalien, die beispielsweise als Zwischenprodukte bei der Herstellung von Silikonkunststoffen oder als Inhaltsstoffe in Körperpflegeprodukten eingesetzt werden.
2018 hat die EU REACH Behörde Octamethylcyclotetrasiloxan (D4), Decamethylcyclopentasiloxan (D5) und Dodecamethylcyclohexasiloxan (D6) als besonders besorgniserregende Stoffe eingestuft. Mit Fischproben der Umweltprobenbank haben Forschende des Fraunhofer Instituts für Molekularbiologie und angewandte Oekologie einen Überblick zur aktuellen und historischen Belastung der Gewässer erarbeitet. Dafür haben sie eine gekoppelte GC-ICP-MS/MS-Methode verwendet und zunächst einen räumlichen Vergleich der Belastung der Fische aus Rhein, Saar, Donau, Elbe und Nebenflüssen, dem Belauer See in Norddeutschland sowie der Nord- und Ostseeküste durchgeführt.
In Fischen aller Probenahmestellen und über den gesamten Untersuchungszeitraum waren die Konzentrationen des Decamethylcyclopentasiloxan (D5) deutlich höher als die gemessenen D4- und D6-Konzentrationen. Die Proben aus der Saar (nahe der deutsch-französischen Grenze) waren am höchsten mit cVMS belastet. Anderswo traten cVMS insbesondere an solchen Probenahmestellen in hohen Konzentrationen auf, wo Industriebetriebe, die cyclische Methylsiloxane produzieren oder verarbeiten, im Flusseinzugsgebiet bekannt sind. Dies gilt für die Probenahmestellen in der Elbe nahe Dresden, Wettin in der Saale und Jochenstein in der Donau.
Die cVMS-Konzentrationen in Fischen aus dem Belauer See sowie der Nord- und Ostseefische lagen unter den Bestimmungsgrenzen der Nachweismethode. Damit wurde zugleich der Beweis erbracht, dass es nicht zu einer Verunreinigung der Proben im Zuge der routinemäßigen Probenahme und Aufbereitung kommt.
An ausgewählten Standorten wurden auch die zeitlichen Trends der Belastung der Fische mit den cVMS untersucht. Die höchsten D4- und D5-Konzentrationen wurden 2009 in den Fischfilets eines Saarstandortes nachgewiesen: ca. 320 ng/g Frischgewicht für D4 und 7.400 ng/g Frischgewicht für D5. Es ist auffällig, dass in den meisten analysierten Zeitreihen die cVMS-Konzentrationen zwischen 2007 und 2011 ihren Spitzenwert erreichten. Danach sanken die cVMS-Konzentrationen in Fischen deutlich. Der beobachtete Rückgang der Nutzung hängt vermutlich damit zusammen, dass die Umweltsicherheit der cyclischen Methylsiloxane seit 2009 auch in den europäischen Gremien zur Chemikaliensicherheit diskutiert wird (beispielsweise in der EU PBT Expert Group) und die Hersteller deshalb die Verwendung der cVMS zunehmend verringerten.
Bewertung
Um eine Bewertung der Relevanz der nachgewiesenen cVMS-Fischgewebekonzentrationen zu ermöglichen, wurden sie mit Umweltqualitätsnormen (UQN) für D4 und D5 verglichen, die schwedische Behörden 2019 für die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Kraft gesetzt haben. Die UQN für D5, die allerdings in Deutschland nicht gilt, wurde im Zeitraum 2003 - 2011 an mehreren Standorten in mehreren Jahren überschritten - bei Fischen eines Saarstandortes bis 2017, dem letzten Jahr der Zeitreihe.
Die zeitlichen Verläufe der gemessenen Konzentrationen von D4, D5 und D6 sind in den Abbildungen 2 bis 4 dargestellt.
Akualisiert am: 12.01.2022
Empfohlene Steckbriefe
Probenarten
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Bioindikator in Fließgewässern und Seen
Analyte
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Cyclische Methylsiloxane mit persistenten, bioakkumulierenden und toxischen Eigenschaften in der Umwelt
Probenahmegebiete
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Viertgrößtes Flussgebiet Mitteleuropas
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Erste Probenahmefläche der Elbe beim Eintritt nach Deutschland
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Südlichste Probenahmefläche in der Mittelelbe
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Nördlichste Probenahmefläche in der Mittelelbe
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Probenahmefläche oberhalb der Elb-Mündung in die Deutsche Bucht
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Nördlichste Probenahmefläche im Deutschen Oberlauf der Elbe
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Einzige Brassen-Probenahmefläche in der Saale
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Einzige Brassen-Probenahmefläche in der Mulde
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Zweitlängster Strom Europas
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Höchstgelegene UPB-Probenahmefläche der Donau für Brassen
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Einzige Probenahmefläche des deutschen Mittellaufs der Donau. Sie stellt über den Rhein-Main-Donau-Kanal einen Brückenkopf zum Rhein dar.
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Letzte Probenahmefläche der Donau vor der Grenze zu Österreich
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Die Saar beim Eintritt in den Saarländischen Verdichtungsraum
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Einer von 6 Seen des Bornhöveder Seengebiets.
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Längster Fluss Deutschlands
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Letzte Probenahmefläche im gestauten Rhein
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Mittelrhein oberhalb der Moselmündung in Koblenz am Deutschen Eck
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An der deutsch-holländischen Grenze
Weiterführende Informationen
Literaturangaben
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Retrospective analysis of cyclic volatile methylsiloxanes in archived German fish samples covering a period of two decades
Radermacher, Georg; Rüdel, Heinz; Wesch, Charlotte; Böhnhardt, Anna; Koschorreck, Jan
Science of The Total Environment 706 (2020), März, 136011; online 9. Dezember 2019, 2019